P. C. Klæstrups Aquarelle vom Leben in Kopenhagen
In der Handbibliothek befinden sich drei große, prachtvoll gebundene Bücher mit insgesamt etwa 600 Aquarellen des Zeichners Peter Christian Nygaard Mattat Klæstrup (1820-1882). Die Aquarelle zeigen das Leben in Dänemark, insbesondere Kopenhagen, von 1815-1863, also während der Regierungszeiten der letzten drei Oldenburger Monarchen – Frederik VI., Christian VIII. und Frederik VII. Sie stellen ein wichtiges kulturhistorisches Zeugnis einer Epoche der dänischen Geschichte dar, die vom Goldenen Zeitalter, von der Einführung des Grundgesetzes 1849 und vom ersten Schleswigschen Krieg 1848-51 geprägt war.
P. C. Klæstrup war vor allem als Karikaturist tätig, u. a. für die Satirezeitschrift Corsaren, was sich in einem Teil der Bilder widerspiegelt. Viele der Aquarelle zeigen königliche und offizielle Ereignisse, aber auch Szenen aus dem Alltagsleben von Ranghohen und Rangniederen spielen eine wichtige Rolle. Außerdem wird die politische Entwicklung im Land in zahlreichen Schwarzweiß-Zeichnungen von oftmals satirischem Charakter geschildert. Mit den Bildern sind Verse und kleinere Gedichte von u. a. Adam Oehlenschläger, H. P Holst, Henrik Hertz, Jens Christian Hostrup und T. C. Bruun verknüpft. Der Einband der Bücher ist vornehm aus geschnitztem Holz gestaltet, angefertigt von Carl A. Berg und C. P. Hyllested nach Vorlagen von Magnus Petersen.
Die drei Bände wurden Kronprinz Frederik (VIII.) und Kronprinzessin Lovisa vom Kopenhagener Nadelfabrikanten Christian Hjorth (1812-1892) geschenkt. Sie sind vermutlich als Hjorths Erinnerungen zu verstehen, dargestellt mit Bildern von Klæstrup und erläutert mit den Versen der Dichter.
Falls sie als Hochzeitsgeschenk für das Kronprinzenpaar zu seiner Vermählung 1869 gedacht waren, was vorgeschlagen wurde, kamen sie etwas zu spät: Der erste Band wurde 1873 fertiggestellt, der zweite 1875 und der dritte 1877.
Klæstrups Aquarelle basieren häufig auf Vorlagen anderer Künstler, wie David Monies, Jørgen Sonne, C. O. Zeuthen, A. Hunæus, Carlo Dalgas, Edvard Lehmann oder J. V. Gertner. Sie präsentieren sich jedoch als einheitliches Ganzes und verleihen den drei Bänden den Charakter eines einzigartigen historischen Bilderbuchs über die dänische Geschichte jener Zeit – ein Bilderbuch, das durch seine zahlreichen Alltagsschilderungen von besonderem kulturhistorischem Wert ist. Klæstrups Aquarelle werden aus diesem Grund auch häufig als Illustrationen in Büchern und Artikeln über die Geschichte und Kulturgeschichte Dänemarks verwendet.
Literatur: H. P. Clausen, „En kongelig gave“. P. C. Klæstrups tegninger i Dronningens håndbibliotek,“ Convivium. Årsskrift for humaniors kunst og forskning, 1979, S. 20-43.
Fakten:
Band 1: Mine Erindringer om Livet i Kjøbenhavn i Tidsrummet 1815 til 1840 under Kong Frederik VI’s Regimente. Udført i Billeder af P. C. Klæstrup (Meine Erinnerungen an das Leben in Kopenhagen im Zeitraum 1815 bis 1840 während des Regiments Frederiks VI. Ausgeführt in Bildern von P. C. Klæstrup) (1873)
Band 2: Erindringer fra Kong Christian VIII’s Regjeringstid (1839-1848). Tegningerne af P. C. Klæstrup. De poetiske Illustrationer af H. P. Holst (Erinnerungen aus der Regierungszeit Christians VIII. (1839-1848). Zeichnungen von P. C. Klæstrup. Poetische Illustrationen von H. P. Holst) (1874)
Band 3: Erindringer fra Kong Frederik VII’s Regjeringstid 1848-1863. Poetiske illustrationer af H. P. Holst (Erinnerungen aus der Regierungszeit Frederiks VIII. 1848-1863. Poetische Illustrationen von H. P. Holst) (1877)