Martinus Rørbye, Brunnen des Sultans Ahmed III. vor dem Serail-Tor in Istanbul, 1840
Martinus Rørbye war einer der meistbereisten Künstler des dänischen Goldenen Zeitalters. Von 1835-36 besuchte er gemeinsam mit dem Architekten Gottlieb Bindesbøll u. a. Griechenland und die Türkei, völlig neue Reiseziele für die zeitgenössischen dänischen Künstler. Rørbye führte Tagebuch über seine Reisen und berichtet dort vom kalten Winter während seines Aufenthalts in Istanbul (die Tagebücher befinden sich heute in der Königlichen Bibliothek). Das große Aquarell des Brunnens von Sultan Ahmed III. von 1728, der direkt vor dem Tor des Topkapi-Palasts in Istanbul steht, entstand einige Jahre später, 1840, als Geschenk für den neuen dänischen König Christian VIII. Rørbye hatte auf seiner Reise an verschiedenen Orten zahlreiche Figuren skizziert und diese in einer Komposition kombiniert, auf der das Aquarell basiert. Die Skizzen befinden sich heute u. a. im Staatlichen Kunstmuseum in Kopenhagen. Das Aquarell in der Handbibliothek ist eine weitere Vorstufe zur endgültigen Komposition, dem großen Gemälde des Motivs von 1846, das heute im ARoS Kunstmuseum in Aarhus hängt.
Rørbyes Aquarell stammt aus einer Sammlung von Zeichnungen und Aquarellen führender dänischer Künstler jener Zeit. Sie wurden schön in einer roten Samtkiste arrangiert (vermutlich nach einem Entwurf des Architekten G.F. Hetsch, dem Initiator des Geschenks) und 1840 dem neuen König Christian VIII. überreicht.
König Christian VIII. war ein wichtiger Förderer von Kunst und Wissenschaft, nicht zuletzt während seiner Zeit als Kronprinz. Während des dänischen Goldenen Zeitalters war er Präses (eine Art Vorsitzender) der Königlich Dänischen Kunstakademie und wurde von vielen Künstlern als Mäzen betrachtet. Bei seiner Thronübernahme 1839, und nicht zuletzt bei seiner Salbung 1840, erhielt er u. a. zahlreiche Geschenke von Künstlern der Kunstakademie – mehrere davon befinden sich heute in der Handbibliothek des Königs.