Die Norwegenreise Christians VI. 1733 (1743))
Bis 1814 waren die dänischen Könige Regenten der Doppelmonarchie Dänemark-Norwegen. Obwohl das Zentrum beider Reiche Kopenhagen war und Norwegen von dort aus fern, ausgedehnt und öde erschien, gehörte es zu den Pflichten des Monarchen, während seiner Regierungszeit das nördliche Reich mindestens einmal zu besuchen.
Die bekannteste und am besten dokumentierte Reise, hinsichtlich des königlichen Gefolges auch die größte, war die von König Christian VI. und Königin Sophie Magdalene von Juni bis September 1733. 192 Personen gehörten zur Reisegesellschaft, die von Moss im Süden bis nach Trondheim im Norden zog, größtenteils über die gefährlichen und schwer befahrbaren Bergwege zwischen Städten und kleinen Ortschaften.
Über die Reise wurde ein Prachtmanuskript erstellt, das die Grundlage für eine der ersten Publikationen der Königlichen Akademie der Wissenschaften nach deren Gründung 1743 bilden sollte. Aus der geplanten Druckausgabe wurde aufgrund von redaktionellen und illustrativen Problemen jedoch nichts. 1745 erschien jedoch eine wenig illustrierte und weniger umfangreiche Publikation, „Journal og Beskrivelse Over Hans kongl. Mayst. … Reise til Kongeriget Norge Aar 1733“ von Jonas Kierulf in Kopenhagen.
Das Prachtmanuskript, das den gescheiterten Veröffentlichungsplänen zugrunde lag, ist jedoch glücklicherweise noch immer in der Handbibliothek I.M. der Königin vorhanden. Dafür können wir wahrscheinlich den langfristigen Plänen danken, denn das Manuskript war (noch immer?) an die Gesellschaft der Wissenschaften ausgeliehen, als der Großteil der Handbibliothek S.M. des Königs beim Brand von Schloss Christiansborg 1794 zerstört wurde.
Der Text des Manuskripts, der die Reise der großen Gesellschaft Punkt für Punkt beschreibt, wurde von Heinrich Willemsen verfasst, der selbst daran teilgenommen hatte. Die zahlreichen, etwas naiven Illustrationen, die sowohl Karten, Ansichten der schwierigen Reiserouten zu Lande sowie die Ehrenpforten zeigt, mit denen das Königspaar von den Orten begrüßt wurde, stammen von Jacob Fosie und Heinrich Jacob Pohle sowie einigen anderen, nicht identifizierten Künstlern.
Das Werk erschien 1992 als Faksimile mit einem Vorwort von I.M. Königin Margrethe II. und einem Nachwort des damaligen Handbibliothekars Klaus Kjølsen.
Das Prachtmanuskript, das nie gedruckt wurde, und der veröffentlichte gröbere Bericht sind beide Teil der Handbibliothek I.M. der Königin.
Das Titelblatt zeigt die Muse der Geschichte als geflügeltes Wesen mit dem Buch, das den Titel in den Marmorsockel eines Obelisken mit dem norwegischen Löwen einprägt, während die Göttin des Ruhms das Ereignis hinausposaunt über dem verschlungenen Doppelmonogramm des Königspaares, das von zwei Personifikationen gestützt wird, vielleicht der der Weisheit und der des Sieges (mit Lampe bzw. Palmzweig). Die Gestalt mit Lorbeerkranz scheint das Buch der schreibenden Muse hinzuhalten und könnte ein idealisiertes Porträt des Autors sein. Die wilde norwegische Natur im Hintergrund wird von den Säulen der Zivilisation, Obelisken und Drapierungen eingerahmt.
Der „Mannseidet“ war ein wichtiger Pass auf Reisen entlang der Küste, und die Bauern waren verpflichtet, den Weg passierbar zu halten und die königlichen Beamten zu transportieren. Sowohl Christian V. als auch Frederik IV. nahmen diesen Weg während ihrer Norwegenreisen. Für die Reise Christians VI. musste der Weg ausgebessert werden, um das große königliche Gefolge zu bewältigen. Die beiden Sänften waren für Königin Sophie Magdalene und ihre Mutter, Sophie Christiane von Wolfstein.
Eine von mehreren Ehrenpforten, die errichtet wurden, um das Königspaar in Empfang zu nehmen. Die beiden Engelskinder, die das enorme Reichswappen über der Pforte flankieren, blasen Trompeten zu Ehren des Königs und der Königin, deren Monogramme die Obelisken an der Seite schmücken. Die acht Kartuschen tragen Verse über die Liebe und Loyalität Norwegens zum König, und die Bilder zeigen verschiedene Seiten der gleichen Thematik in Form von sogenannten Emblemen (Ideenbildern). Der Engel, der in der Pfortenöffnung schwebt, fasst übersetzt zusammen: „Gesalbter der Herrn / Ihr werdet schmerzlich erwartet / Seht! Die Pforte steht offen / doch noch offener das Herz eines jeden Norwegers.“