Die Goldküste

Von 1658 bis 1850 besaß Dänemark Kleinkolonien an der Goldküste im Golf von Guinea, dem heutigen Ghana. Es handelte sich um eine Reihe kleinerer Forts an der Küste mit Namen wie Christiansborg, Fredensborg und Augustaborg und jeweils kleinem Hinterland. Die Forts, die ab 1750 den Status einer Kronkolonie hatten, waren Stützpunkte, die gegen eine jährliche Gebühr mit Genehmigung örtlicher Fürsten errichtet worden waren. Hierher brachte man Sklaven aus dem Binnenland, die an Dänen verkauft und anschließend unter schrecklichen Bedingungen über den Atlantik nach Westindien gebracht und an die Zuckerplantagen weiterverkauft wurden.
Eine wichtige Karte der Stützpunkte ist Peter Thonnings „Kaart over de danske Etablissementer og allierede Neger-Nationer i Guinea“ (Karte über die dänischen Etablissements und alliierte Neger-Nationen in Guinea) von 1802, von der die Handbibliothek eine 1818 von P. J. Hjort angefertigte Kopie besitzt. Die Orte der verschiedenen Völker sind mit Farbcodes angegeben, europäische Stützpunkte mit Flaggen, und die kleinen roten Kreuze markieren einen „mächtigen Fetisch, der weggelaufene Sklaven beschützt“.

Peter Thonnings Karte der Stützpunkte, Kopie von 1818 von P. J. Hjort

 

Der Zeichner der Karte, Peter Thonning, wurde als junger Medizinstudent mit botanischen Interessen von der Generalzollkammer an die Goldküste gesandt, um die Möglichkeiten für eine wirtschaftliche Ausnutzung der einheimischen Pflanzen zu untersuchen. Er kam im Jahre 1800 an und blieb drei Jahre, in denen er die Nutzpflanzen der guineischen Küste sammelte und beschrieb. Außerdem verfasste er einen Entwurf für eine historische und geografische Beschreibung der mit Dänemark alliierten Gebiete an der Küste und im Hinterland.
Die Karte von 1802 gibt es in zahlreichen Ausführungen, einige davon befinden sich im Reichsarchiv unter der Kategorie Karten und Zeichnungen der Rentkammer (337, 26-30 + 32). Sie wurde immer wieder kopiert und revidiert, u. a. zur Nutzung durch Thonning selbst, der von 1810 bis 1840 in der Generalzollkammer mit der Kolonieverwaltung beschäftigt war. Die Karte der Handbibliothek ist eine der besten Ausführungen.
Thonnings Karte entwickelte sich zur meistgenutzten Karte des Gebiets im 19. Jahrhundert. Sie wurde bis in die 1890er Jahre sowohl in Dänemark als auch im Ausland in zahlreichen politischen und wirtschaftlichen Zusammenhängen verwendet.

 

Philip Wrisberg, der Volta Fluss und die Festungen Kongenssteen og Prinsensssteen, 1825

Thonnings Karte diente u. a. als Grundlage für eine Karte des Unterlaufs des Flusses Volta mit zwei Ansichten der Forts Kongenssteen und Prinsenssteen, die Philip Wrisberg 1825 König Frederik VI. zusandte mit dem Vorschlag, das Gebiet als dänische Strafkolonie mit zugehörigen Plantagen zu nutzen. Der Vorschlag wurde verworfen. Auch spätere Vorschläge zur Ausbeutung der Kolonien, stets mit Peter Thonning als Mitakteur, verliefen letztendlich im Sande. 1850 wurden die afrikanischen Kolonien schließlich an Großbritannien verkauft.

Literatur:
Daniel Hopkins, „Peter Thonning’s Map of Danish Guinea and its Use in Colonial Administration and Atlantic Diplomacy, 1801-1890“, Cartographica, Bd. 35/3-4, 1998, S. 99-122

Zurück Zu „Die dänischen Kolonien

Beziehungen

Der Golf von Bengalen

Dänemark versuchte bereits früh, sich als ostasiatische Handelsnation zu etablieren. 1620 wurde die Handelskolonie Tranquebar in Südindien errichtet, 1675 folgte Serampore (Frederiksnagore) in der Nähe von Kalkutta und schließlich 1756 die Nikobaren (Frederiks-Inseln) im Südosten des Golfs von Bengalen. In der Handbibliothek befinden sich zwei prächtige handgezeichnete Karten von Tranquebar. Bei der einen handelt es sich um Matthias Jørgen Mühldorffs Karte von 1789, die andere basiert auf eine Karter von Mühldorff aus dem gleichen Jahr, jedoch in einer überarbeiteten Ausführung des Gouverneurs Peter Anker von 1798.   Matthias Jørgen Mühldorff, Karte von Tranquebar, 1789   Peter Anker, Karte von Tranquebar, 1798   Serampore oder Frederiksnagore war die andere wichtige dänische Handelskolonie in Bengalen. 1756 entwarf man einen Plan für die Stadt, in der jede Bevölkerungsgruppe und jede Kaste ihre eigenen Gebiete haben sollte, vermutlich um Konflikte in der ziemlich zusammengewürfelten Bevölkerung zu vermeiden. Der Plan wurde vom örtlichen Faktoreileiter der Dänisch-Asiatischen Kompagnie, Terkel Windekilde, und einem Herrn Knudsen ausgearbeitet.   Terkel Windekilde, Plan zur Neuanlage von Serampore (Frederiksnagore), 1756   Sowohl in Trankebar als auch in Serampore arbeiteten dänische Missionare, die aufgrund ihrer Buchdruckertätigkeit großen Einfluss bekamen. In den Druckereien erschienen die ersten gedruckten Bibeln in zahlreichen asiatischen Sprachen. Insgesamt wurden Bibeln in 45 verschiedenen Sprachen gedruckt. Ein Beispiel aus der Handbibliothek ist die chinesische Bibel, die zwischen 1815 und 1822 mit beweglichen Lettern in Serampore gedruckt wurde.   Die chinesische Bibel, Serampore 1815-1822   Weitere Beispiele für die Bibelausgaben der Missionare in Serampore sind Übersetzungen des Neuen Testament in die indischen Sprachen Seraiki (Multani, gedruckt 1819), Gujarati und Assamesisch (beide 1820).   Das Neue Testamente auf Assamesisch, Seraiki und Gujarati In Serampore wurde 1818 ein College gegründet. Der Bau wurde ab 1819 im klassizistischen Stil errichtet, möglicherweise nach einem Entwurf des örtlichen Bauverantwortlichen, Major Bernard August Wickede. 1827 erteilte Frederik VI. dem Serampore College die Genehmigung, akademische Grade zu verleihen, womit es zu einer der ersten Universitäten in Asien wurde.   In der Handbibliothek befinden sich Pläne und Aufrisse für den Bau des Serampore College.   Bernard August Wickede, zugeschrieben, Aufriss des Serampore College, 1818-1819   Bernard August Wickede, zugeschrieben, Pläne des Serampore College, 1818-1819   Die indischen Kolonien wurden 1845 nach Großbritannien verlegt. Zurück Zu „Die dänischen Kolonien„

Die dänischen Kolonien

Der Verkauf von Dänisch-Westindien an die USA 1917 bedeutete das Ende des 245-jährigen dänischen Kolonieabenteuers in der Karibik. Zu Beginn befanden sich die Inseln im Besitz der Westindien-Guinea-Kompanie, wurden 1755 jedoch von König Frederik V. übernommen und erhielten den Status einer dänischen Kronkolonie. Diesen Status behielten sie bis 1917. Dänisch-Westindien war insbesondere im 18. Jahrhundert ein wichtiger Faktor innerhalb der dänischen Wirtschaft, als es zusammen mit den dänischen Stützpunkten an der Goldküste zum ertragreichen Dreieckshandel mit Sklaven und Zucker beitrug. In der Handbibliothek I.M. der Königin befinden sich zahlreiche Landkarten und Bilder der dänischen Kolonien, von denen wir anlässlich des 100. Jahrestages des Verkaufs von Dänisch-Westindien hier einige vorstellen Das Königreich Dänemark mit Nebenländern 1837, von I. A. Jessen.   Noch Anfang des 19. Jahrhunderts musste das Territorium Dänemarks wie ein aus mehreren Teilen bestehendes Puzzle dargestellt werden. So wie wir heute die Reichsgemeinschaft mit Grönland und den Färöer-Inseln mit kleinen, in der dänischen Landkarte eingefügten Karten darstellen (auch Bornholm erhält aufgrund seiner stark östlichen Lage eine Sonderkarte), so zeigt Major Jessens Karte von 1837 neben Island auch Dänisch-Westindien, die Stützpunkte an der Goldküste sowie die Kolonien in Indien und auf den Nikobaren gesondert an – mehr über diese Orte erfahren Sie auf anderen Seiten dieser Website.   Dänisch-Westindien   Die Goldküste   Bengalen

Dänisch-Westindien

Hans Balthazar Hornbeck (1800-1870) war nicht nur Landphysikus (Arzt) von Dänisch-Westindien, sondern auch für wichtige botanische Registrierungen und Sammlungen verantwortlich und führte 1835-39 präzise Vermessungen der Inseln Saint Thomas und Saint John durch. Von der Vermessung von Saint Thomas liegen uns eine Konturenzeichnung mit Sichtlinien für die Messung und eine Beschreibung der Vermessungsprinzipien aus der Hand Hornbecks sowie J. Chr. Petersens Reinzeichnung der Vermessung mit Relief und Landschaftsdetails von 1845 vor; beide Karten im Druck, gestochen von August Heimburger.   H. B. Hornbeck, Skt. Thomas 1835-1839, karte H. B. Hornbeck, Skt. Thomas 1835-1839 (1845)   Von 1789 ist ein handgezeichneter Plan des Landvermessers Balthazar Frederik von Mühlenfels (gest. 1807) von Saint Croix vorhanden, der später Generalgouverneur werden und als Architekt die Hauptstadt von Saint Thomas, Charlotte Amalie, beim Wiederaufbau nach dem Brand von 1804 prägen sollte. B. F. von Mühlenfels, Skt. Croix, 1798   König Christian IX. und Königin Louise erhielten – vermutlich anlässlich ihrer Goldenen Hochzeit 1892 – ein prächtiges Geschenk der Kolonialräte von Dänisch-Westindien. Es handelt sich um ein Fotoalbum, das auch als fotografische Dokumentation des Aussehens der Inseln zu jener Zeit interessant ist. Außerdem ist das Album so prachtvoll verziert, dass es an sich schon einen kleinen Kunstschatz darstellt. Der Einband ist aus mehrfarbigem Leder mit Schnallen aus Lack, die Korallen imitieren sollen. Jede einzelne Seite ist mit Aquarellen des Insellebens verziert, von den Menschen, aber auch von Flora und Fauna. Fotograf, Künstler und Buchbinder dieses Prachtwerks sind nicht bekannt. Das Album trägt die Signatur „Ernst Bojesen, København“ – dabei handelt es sich vermutlich um den Kopenhagener Kunsthändler und Verleger, der für seine Zusammenarbeit mit bedeutenden Bildenden Künstlern bekannt war und hinter so unterschiedlichen Publikationen wie der satirischen Jahresschrift „Oldfux“ (später „Blæksprutten“) und Holger Drachmanns „Troldtøj“, einem der Hauptwerke dänischer Buchkunst, stand. Album mit Fotos von Dänisch-Westindien , ca. 1892 Seite im Album Seite im Album: „Ved Mount Victory“   Zurück Zu „Die dänischen Kolonien