Die Geschichte des Schlosses
Koldinghus – die letzte Königsburg Jütlands – hat seit seinem mehr als siebenhundertjährigen Bestehen eine wichtige Rolle in der Geschichte Dänemarks gespielt: als Grenzposten, als königliche Residenz, als Sitz der örtlichen Verwaltung.
Nach der Brandkatastrophe im Jahre 1808 hat die Schlossruine als malerische Ruine viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen – eine Inspirationsquelle für Maler und Dichter. Seit über hundert Jahren ist die Ruine nunmehr Gegenstad von Restaurierungen und wurde gradweise als kunsthistorisches Museum sowie Standort für kulturelle Veranstaltungen eingerichtet.
Zum schutze der Reichsgrenze
Etwas Mitte des 13. Jahrhunderts wurde die Grenze zwischen dem Königreich Dänemark und dem Herzogtum Schleswig entlang der Koldinger Förde, Koldinger Au und der Königsau festgelegen. An dieser Grenze entwickelte sich Kolding als eine Handelsstadt an der Stelle, wo der Landstraßenverkehr zwischen Dänemark und Deutschland die Au überqueren musste.
Vermutlich im 12. Jahrhundert entstand hier ein Handelsplatz, doch scheint sicher zu sein, dass Kolding etwa um 1230 die Stadtrechte erhielt. An dieser bedeutsamen Furt gründete König Erik Glipping (1259-86) im Jahre 1268 die erste Burg Koldinghus zum Schutze der südlichen Reichsgrenze, hauptsächlich gerichtet gegen die Herzogen von Schleswig, die den dänischen Königen seit Generationen feindlich gesonnen waren.
Aufgrund seiner Lage entwickelte sich Koldinghus im Laufe des Mittelalters zu einer der größten und wichtigsten Burgen des Landes. Als der Adel im Jahre 1320 König Christoffer 2. (1320-26) zur Unterzeichnung einer Handfeste zwang, derzufolge der größte Teil der jütischen Königsburgen abgerissen werden sollte, entgingen die Burgen Riberhus und Koldinghus jedoch diesem Schicksal. Beide waren an der südlichen Reichsgrenze unentbehrlich.
Kurze Zeit später fiel die Burg zeitweise in die Hände der holsteinischen Grafen, bis Waldemar Atterdag (1340-75) die verpfändete Burg im Jahre 1348 auslöste.
Häufig wurde Koldinghus als Versammlungsort genutzt. So verhandelten hier Königin Margrethe 1. (1376-1412) und Erik von Pommer (1412-39) wiederholt mit den Herzögen von Schleswig über die Zugehörigkeit dieses Landesteils zum Königreich.
Hier wurde Christian I. empfangen, als er im Jahre 1448 als neugewählter dänischer König aus Oldensburg in Norddeutschland nach Dänemark kam. Und hierhin wurden die regelmäßigen Versammlungen verlegt, die König Christian 1. (1448-81) und der schleswig-holsteinische Ritterstand vereinbarten, nachdem Christian 1. im Jahre1460 zum Herzog von Schleswig und Grafen (später Herzog) von Holstein gewählt worden war.
Es gibt heute keine sichtbaren Spuren von der ältesten Burg Koldinghus. Jüngste archäologische Untersuchungen deuten jedoch darauf hin, dass bereits zu einem frühen Zeitpunkt ein Steinhaus auf dem Schlosshügel errichtet worden war.
Mit einiger Sicherheit lassen sich die zwei untersten Geschosse des Nordflügels auf die Regionszeit von Christoffer von Bayern (1441-48) zurückführen, während der gesamte Westflügel aus der Zeit seines Nachfolgers, Christian I., stammen muss. Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass der Westflügel gerade im Hinblick auf die Versammlungen des Königs mit dem schleswig-holsteinischen Rittersand errichtet wurde. Trotz späterer Umbauarbeiten ist der Westflügel immer noch eines der größten erhaltenen weltlichen Bauwerke Dänemarks aus dem Mittelalter.
Mit seinen hervorspringenden Mauerlisenen zwischen den Fensterpartien der Hoffassade handelte es sich um ein nach damaliger Zeit prächtig ausgestattetes Gebäude, und es finden sich noch heute Spuren der großen gotischen Spitzbogenfenster, die Licht in den Rittersaal Christian 1. hineinließen. Noch heute ist das Gebäude als eine Festung erkennbar.
Die westliche Mauer ist wesentlich dicker als die zum Hof geneigte, und im obersten Geschoß sind immer noch zwei mittelalterliche Schießscharten sichtbar. Ferner ist eine zugemauerte Tür zu sehen, die vom Schützenboden aus auf einen offenen Wächtergang auf der Ringmauer hinausführte, die den Burghof gegen Süden und Osten schützte, wo eine Zugbrücke über einen tiefen, breiten Burggraben führte, der auf der Höhe des Hügels dicht an die Mauer heranreichte. Zusammen mit einem weiteren System von Burggräben, die die Burg und die Stadt umschlossen, bildete Koldinghus eine starke Festung an der Südgrenze des Reiches.
Residenz des Königs
Im Jahre 1536 bestieg Christian 3. (1536-59) nach einem blutigen Bürgerkrieg, der sog. Grafenfehde, den dänischen Thron. Nachdem er seine Macht gegenüber den inneren und äußeren Feinden befestigt hatte, konnten Christian 3. und seine Königin Dorothea einen vollständigen Umbau von Koldinghus vornehmen. Sämtliche mittelalterlichen Verteidigungseinrichtungen wurden entfernt, und die Burg wurde erweitert und zu einem zivilen Schloss umgebaut – der Residenz für den König und seine Familie im westlichen Teil des Reiches und dem künftigen Witwensitz für die Königin.
Koldinghus war damit das erste, allein zivilen Zwecken dienende Schloss Dänemarks, ein Vorläufer für das Prachtschloss Frederiks 2. – Kronborg.
Christian 3. verstarb am Neujahrstag des Jahres 1559 auf Koldinghus, und das Schloss diente anschließend zwölf Jahre lang als Witwensitz für Königin Dorothea. Nach ihrem Tod im Jahre 1571 fiel das Schloss wieder an den König, nunmehr Frederik 2., zurück, dem es als Ausgangspunkt für die Schaffung großer königlicher Ländereien zwischen Kolding und Skanderborg diente.
Etwa um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde der Koldinghus umgebende mittelalterliche Burggraben zugeschüttet und an seiner Stelle der Südflügel des Schlosses errichtet. Auch der Ostflügel mit der Rundbogigen Portalöffnung entstand damals. Sicherlich ist zur gleichen Zeit der Schutzboden im Westflügel erhöht und als Festsaal eingerichtet worden.
Auf dem ältesten Bild von Koldinghus aus dem Jahre 1587sieht man, dass Christian 3. und Dorothea das Schloss darüber hinaus mit Treppentürmen ausstatteten, deren oberer Abschluss jeweils eine Turmspitze bildete. Um die verschiedenen Bauperioden zu tarnen, wurde die Mauer der Schlossen verputzt und weiß gekalkt. Das Dach wurde mit grünem Schiefer gedeckt.
Christian 3. und Dorothea führten in Dänemark die Reformation ein und ließen in der südwestlichen Ecke von Koldinghus die erste protestantische Fürstenkapelle Dänemarks errichten. Es handelte sich um einen hohen zweigeschossigen Raum. Dieser wurde bei einem Brand im Jahre 1581 beschädigt und wenige Jahre später durch die unter dem Kämpenturm errichtete, neue Schlosskirche Christian 4. erstattet. Die Kapelle Christian 3. ist heute als Vortragssaal eingerichtet.
Christian 4.s Koldinghus
Als Kind und Jüngling – in den Jahren von 1583 bis 1593 – hielt Christian 4. sich mit einem kleinen Hofstaat längere Zeit auf Koldinghus auf.
Nach seiner Krönung im Jahre 1596 bestand sein erstes größeres Bauvorhaben in einem Umbau von Koldinghus. Das Schloss sollte nicht nur ein bequemer Königssitz sein, sondern auch der Repräsentation des Reiches dienen. Frederik 2. hatte sein Schloss Kronborg an der Einfahrt zum Öresund errichtet. Nunmehr, etwa um das Jahr 1600, nahm Christian 4. einen Umbau von Koldinghus vor – dem ersten Grüß für die von Süden kommenden Gäste.
Anlass war ein Brand in der Küche des Nordflügels im Jahre 1597. Der Flügel wurde wiederaufgeführt, gleichzeitig nahm Christian 4. jedoch einen größeren Umbau vor, der dem Schloss das noch heute so charakteristische Aussehen geben sollte – den Kämpenturm.
Die recht bescheidene Kapelle seines Großvaters in der Südwestlichen Ecke entsprach nicht mehr der Vorstellung, die Christian 4. von dem Rahmen fürstlicher Macht hegte.
Christian wünschte sich eine neue und größere Kirche als Rahmen für seine Kirchlichen Amtshandlungen. Diese Kirche wurde in der nordwestlichen Ecke des Schlosshügels als Anbau zur Schlossanlage aufgeführt. Es entsandt ein prächtig ausgeschmückter Kirchenraum, gestaltet nach dem Grundsätzen für die Einrichtung von Fürstenkapellen, die sich unter den norddeutschen protestantischen Fürsten herausgebildet hatte.
Die Kirche war ein Vorläufer der noch heute bewahrten Schlosskirche im Schloss Frederiksborg. Ein breites Hauptschiff war auf drei Seiten von einer Empore umgeben, auf der sich das geschlossene Chorgestühl des Königs befand. Der Altar befand sich an den vierten Seiten, und zwar vor dem später zugemauerten, nach Norden gehenden Fenster.
Oben über die Kirche ließ Christian 4. einen neuen, großen Festsaal errichten, der sich mit einer länge von 57 Metern über das ganze oberste Geschoß des Westflügels erstreckte. Es war ein Festsaal, der in seiner länge nur von Schloss Kronborg übertroffen wurde. Hiermit hatte der König den Rahmen für große, weltliche Regierungshandlungen wie den Empfang von Fürsten und die Vergabe von Lehen geschaffen. So wurde in diesem Saal im Jahre 1616 das Herzogtum Schleswig dem Herzog von Gottorf zu Lehen gegeben.
Im 18. Jahrhundert wurde der Rittersaal in mehrere kleinere Räume aufgeteilt. Aus der Zeit Christian 4. erhalten geblieben sind nur die Reste des Sandsteinkamins in der Nordmauer.
Über der Kirche und dem Rittersaal errichtete Christian 4. den Kämpenturm, auf dessen Spitze vier große Statuen antiker Heldengestalten angebracht waren, die jeweils ein Wappenschild eines der wichtigsten Länder der Königs trugen: Hannibal trug das dänische, Scipio das norwegische, Herkules das schwedische und Hektor das schleswigsche Wappen.
An seinen ursprünglichen Platz steht heute nur noch Herkules mit dem Wappen Schwedens, den drei Kronen, die zur Zeit Christian 4. in hohem Maße ein Symbol für die Nordische Union darstellten und damit den Anspruch Christian 4. auf die Oberhoheit im Norden unterstrichen.
Im Schlosshof erneuerte Christian 4. sämtliche Treppentürme und lies der neuen Türme mit Sandsteinportalen ausschmücke. Ebenso erneuerte er den Springbrunnen in der Mitte des Schlosshofes. Hier ließ er eine Fortuna-Figur – emporsteigend aus einer muschelförmigen Sandsteinschale – aufstellen. Der Springbrunnen verschwand nach dem Brand im Jahre 1808.
In der zeit Christian 4. und seines Sohnes, Frederiks 3., erhielten der Stallungen vor Koldinghus ihr endgültiges Aussehen. Die heutigen Gebäude scheinen aus der Zeit um das Jahr 1670 zu stammen, zweifellos lagen jedoch bereits zu einem früheren Zeitpunkt Königliche Stallungen am selben Ort. Hier gab es Platz genug für die Reit- und Zugpferde des Königs und seines Hofes.
Umbau zum Barock
Die dänischen Könige des Mittelalters und der Renaissance verlegten ständig ihren Hof von einem zum anderen Landesteil. Mit Einführung der absoluten Monarchie im Jahre 1660 wurde die Könige Dänemarks in Kopenhagen und Nordseeland sesshaft. Dennoch wurde Koldinghus nach den Kriegen gegen Deutschland und Schweden im 17. Jahrhundert und den daraus folgenden Zerstörungen als letztes Königsschloss in Jütland bewahrt.
Im Jahre 1711 hielt sich Frederik 4. für einige Monate auf Koldinghus auf. In Kopenhagen war eine fürchterliche Pestepidemie ausgebrochen und alle, denen es möglich war, versuchten der Hauptstadt zu entfliehen. Auf einem auf Koldinghus veranstalteten Maskenball machte der König die Bekanntschaft der blutjungen Tochter des Reichskanzlers, Anna Sophie Reventlow, und verliebte sich ungestüm in sie. Ein Jahr später entführte er sie vom Adelssitz Clausholm und ging mit ihr die Ehe zur linken Hand ein. Im Jahre 1721 wurde Frederik 4. und Anna Sophie noch einmal getraut, diesmal rechtmäßig, wodurch Anna Sophie Königin von Dänemark wurde.
Ein Großteil der Regierungszeit Frederik 4. wurde vom Großen Nordischen Krieg (1709-20) zwischen Dänemark und Schweden geprägt. 1720 kam es zum Friedensschluss. Bereits im selben Jahr wurden durchgreifende Modernisierungen auf Koldinghus eingeleitet. Das Schloss war das Ergebnis der Bautätigkeit von Generationen.
Die Geschoßeinteilung der Flügel aus der Zeit des Mittelalters und der Renaissance wich voneinander ab, war sich natürlich in den Fassaden wiederspiegelte. Frederik 4. versuchte nunmehr Koldinghus mit den im Barock an die Architektur gestellten Anforderungen – Ordnung und Gesetzmäßigkeit – in Einklang zu bringen.
Der größte Teil der Giebel und Dachstübchen aus der Renaissancezeit wurde entfernt. Die Geschosse wurde einander angeglichen und das Schloss erhielt neue Fenster, die sich als Waagerechte Bänder in gleichmäßigem Rhythmus die ganze Fassade entlangzogen. Lediglich das schiefe Viereck des Grundrisses ließ sich nicht abändern.
Dem Umbau Frederik 4. fiel der Rittersaal zum Opfer. Die Zeiten für einen so großen repräsentiven Raum auf Koldinghus waren zu Ende. Offizielle Staatshandlungen wurden nicht länger außerhalb der Hauptstadt des Reiches vorgenommen. Koldinghus war nun eines der Schlösser der Königlichen Familie für ihre Aufenthalte rundum im Reiche.
Vielleich hatte Frederik 4. weitere Änderungen im Westflügel des Schlosses geplant, dessen Hoffassade mit einem vornehmen, mit dem Doppelmonogramm des Königs verzierten Sandsteinportal ausgeschmückt wurde. Möglicherweise war geplant, das Schloss mit einem neuen, ansehnlicheren Haupteingang zu versehen. Es blieb jedoch bei diesem Gedanke. Das Portal hat lediglich die Funktion eines verbindenden Mittelpunktes bei der Betrachtung des Schlosshofes.
Brand und Ruine
In der Nacht zwischen dem 29. Und 30. März 1808 brach ein Feuer aus, das das Schloss binnen zwei Tagen verwüstete.
Dänemark hatte versucht sich aus dem großen, europäischen Streit, den Napoleonischen Kriegen, herauszuhalten. Im Jahre 1807 wurde Kopenhagen jedoch von den Engländern überfallen und die dänischen Flotten geraubt. Die dänische Regierung schloss eine Allianz mit Frankreich, dessen Kaiser Napoleon 1. eine Heereseinheit von 30.000 Mann, hauptsächlich spanische Soldaten, unter Leitung von Marschall Jean-Baptiste Bernadotte, dem späteren König Karl 14. Johann von Schweden, nach Dänemark sandte.
Die spanischen Soldaten kamen nicht weiter als bis nach Jütland tun Fünen, von wo aus sie im August nach einem Coup auf englischen Schiffen nach Spanien gebracht wurden, um an einem Aufstand gegen die französische Besetzung Spaniens teilzunehmen.
Am 19. März, während des Aufenthalts von Marschall Bernadotte auf dem Schloss, brach ein Feuer im Schornstein des Kamins der Wachtstube aus. Ehe man sich über den Ernst der Lage im klare war, hatten die Flammen das Schloss so stark erfasst, dass sich das Feuer nicht mehr erfolgreich bekämpfen ließ. Man begnügte sich damit, so viel wie möglich vom Inventar des Schlosses zu retten. Bei der Brandkatastrophe kamen keine Menschen ums leben. Am zweiten Tag nach Ausbruch des Brandes stürzte ein Teil des Kämpenturmes ein und begrub die Schlosskirche unter sich. Koldinghus blieb als sodgeschwärtze Ruine zurück.
Niemand dachte ernsthaft daran, Koldinghus wiederaufzubauen. Es bestand keine Verwendung für das Schloss, da die Kreisverwaltung bereits vor Jahren aus Kolding verlegt worden war. Lediglich die örtliche Bevölkerung nutzte das Schloss – als Steinbruch.
Etwa um das Jahr 1830 sprach sich u.a. der Märchendichter Hans Christian Andersen für die Erhaltung und Bewahrung der Schlossruine aus, und im Jahre 1863 kam der Gedanke an einen Wiederaufbau des Schlosses auf. Dieser wurde jedoch durch den Krieg von 1864 gegen Preußen und Österreich verhindert.
Es gelang jedoch bescheidene jährliche Beträge zur Erhaltung der Ruine zu beschaffen. Man hatte inzwischen die malerischen Qualitäten der der Ruine als historisches Baudenkmal erkannt.
Erst als im Jahre 1890 das Museum in Schloss Koldinghus gegründet worden war, nahmen die Pläne zum Wiederaufbau des Schlosses wirklich Gestalt an: das Schloss sollte wiederaufgebaut und darin ein Museum eingerichtet werden. Seit dieser Zeit ist das Museum die treibende Kraft bei der Restaurierung. Nach wenigen Jahren stand bereits der ganze Nordflügel wieder unter Dach. Während des Ersten Weltkrieges wurde der Westflügel wiederaufgebaut, teilweise mit Hilfe von Materialien, die aus dem alten Gebäude der Königlichen Dänischen Bibliothek aus Kopenhagen stammten, welches zum Reichsarchiv umgebaut wurde. Der Bibliothekssaal ist das Ergebnis dieser Restaurierungsperiode.
Anfang der dreißiger Jahre dieses Jahrhunderts drohte die Reste des Kämpesturmes einzustürzen, es gelang jedoch, Mittel für den Wiederaufbau des Turmes zu beschaffen. Aufgrund des Zweiten Weltkrieges und der schwachen Konjunktur trat danach eine lange Pause in den Restaurierungsarbeiten ein. Erst in den siebziger Jahren wurde die endgültige und vollständige Restaurierung von Koldinghus in Angriff genommen.
Die Restaurierung
Die Restaurierung, die unter der Leitung der Architekten Inger und Johannes Exner durchgeführt wird, erstrebt die Erhaltung der Ruine als eines historischen Denkmals von starker Wirkungskraft.
Die Ruine wird durch eine neue Architektur eingebettet und geschützt, die deren Erzählwert umrahmt und unterstreicht. Es besteht das Prinzip, dass die Ruine wenig wie möglich von der Restaurierung berühret wird. Die Ruine selbst ist der größte und vornehmste Ausstellungsgegenstand des Museums.
In Erkenntnis der Tatsache, dass die Ruine sich in schlechterer Verfassung befindet, wurden im Keller des Süd- und Ostflügel neue Fundamente gelegt, auf denen eine neue Konstruktion von laminierten Holzsäulen errichtet wurde, die das Dach und die Geschoßdecken tragen. Die fehlende Mauerpartie nach Südosten wurde durch eine leichte Holzwand ersetzt, die an der Dachkonstruktion aufgehängt und mit Eichspänen bekleidet wurde.
Bei der Restaurierung werden bewusst Materialen verarbeitet, die sich von den von Christian 3. und Christian 4. verwendeten Materialien unterscheiden. Die Konstruktionen werden in laminiertem Holz und Stahl, die Fassade in Holz oder modernen Mauersteininformaten ausgeführt. Die originalen Gebäudeteile sollen nämlich von den Teilen zu unterscheiden sein, die der Ruine im Wege der Restaurierung zugeführt worden sind.
Selbst nach Beendigung der Restaurierungsarbeiten wird die Schlossruine Koldinghus als eine wichtige Quelle, die über die Baugeschichte des Schlosses Aufschluss gibt, bewahrt sein.