Stueetage

Das Arbeitszimmer Frederiks VIII.

Das Arbeitszimmer Frederiks VIII. wurde Ende der 1860er Jahre im sogenannten Neorenaissance-Stil eingerichtet, der zu jener Zeit groß in Mode war. Es ist ein konsequentes Beispiel dafür, wie eine maskuline Einrichtung damals auszusehen hatte. Die schweren Möbel tragen zusammen mit dem imitierten Goldleder an den Wänden und der Kassettendecke dazu bei, eine gelinde gesagt altmodische Atmosphäre zu verbreiten.

Dominiert wird der Raum von den Farben Gelb und Rot und weckt damit Assoziationen an die Oldenburger Linie der Königsfamilie, die wenige Jahre zuvor mit Frederik VII. ausgestorben war. Es war wichtig für die neu hinzugekommene Glücksburger Linie, die Verwandtschaft mit den Oldenburgern zu betonen, und dies geschah durch die bewusste Verwendung der Oldenburger Farben. Eine Statuette Christians IV., des bekanntesten Königs aus dem Hause Oldenburg, diente dem gleichen Zweck.

Das Arbeitszimmer Frederiks VIII. ist eine annähernde Rekonstruktion, da viele der Gegenstände aus dem Raum nach dem Tod des Königs 1912 an Freunde und Familienmitglieder verschenkt wurden.

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Beziehungen

1900-1925

Mit dem Systemwechsel 1901 wurde der Parlamentarismus geltende Praxis in Dänemark und die erste Regierung der liberalen Venstre-Partei kam an die Macht. Für die bedeutendste Umwälzung sorgte jedoch der Erste Weltkrieg, der 1914 begann und vier Jahre später mit einem völlig veränderten Europa endete. 1917 brach auch die russische Revolution aus – ein harter Schlag für die in Dänemark geborene Kaiserin Dagmar, die einen Großteil ihrer Familie verlor und zunächst nach Großbritannien und später nach Dänemark flüchten musste. In diesem Zeitraum regierten in Dänemark drei Könige: Christian IX. (gest. 1906), Frederik VIII. (gest. 1912) und Christian X. Der konservativ gesinnte Christian X. mischte sich gerne in die Politik ein, was zu zahlreichen Reibereien mit den wechselnden Regierungen führte und 1920 in der Osterkrise kulminierte, als der König die Regierung aufgrund von Uneinigkeit bezüglich der Teilung Schleswigs absetzte. Christian X. gab seine Forderungen jedoch schließlich auf, und nach einer Volksabstimmung in Schleswig wurde Nordschleswig wieder ein Teil Dänemarks. 1917 verkaufte Dänemark die Westindischen Inseln an die USA, im Jahr darauf erklärte sich Island unabhängig, verblieb aber bis 1944 in Realunion mit Dänemark. Nach dem Übergang ins 20. Jahrhundert ist es schwierig, Stilrichtungen und Kunst auf eine einfache Formel zu reduzieren. Der Erste Weltkrieg bedeutete aber einen gewaltigen Einschnitt, denn nach dem Krieg gab es eine Fülle revolutionärer neuer Ansätze in Kunst und Design.

1875-1900

Für Dänemark war dies eine friedliche Zeit. Die Verbreitung der Elektrizität und die Erfindung des Telefons prägten die Jahre. Die Industrialisierung machte viele neue Errungenschaften zugänglich, Straßennetz und Eisenbahn schufen neue Transportmöglichkeiten. Während des gesamten Zeitraums hatte die Partei Højre die Zügel fest in der Hand dank Christian IX., der Minister ernannte, die seine konservativen Anschauungen teilten. Mit der Befestigung Kopenhagens als Begründung drückten wechselnde Højre-Regierungen unter J.B.S. Estrup einige Jahre lang sogenannte provisorische Haushaltspläne ohne parlamentarische Zustimmung des Reichstags durch. Dies führte insbesondere in den 1880er Jahren zu einer aufgeheizten politischen Stimmung, dem sogenannten Verfassungskampf, der bis zum Systemwechsel 1901 andauerte. Trotz der politischen Streitigkeiten gewannen Christian IX. und seine Familie nach und nach an Beliebtheit bei der dänischen Bevölkerung. Jedes Jahr im Spätsommer versammelte das Königspaar die meisten Kinder, Schwiegerkinder und Enkel auf Schloss Fredensborg und vereinte damit Mitglieder der britischen, griechischen, russischen, Hannoveraner, schwedischen und dänischen Königshäuser unter einem Dach. Auf diese Weise erstrahlte das Land nach der Niederlage von 1864 in ersehntem neuem Glanz. In den Wohnungseinrichtungen setzte sich der überladene wilhelminische Stil mit Troddeln, Quasten, Fotografien und Nippes durch. In der Kunst dominierte noch die Romantik, auch wenn an vielen Fronten Aufbruch- und Erneuerungsstimmung herrschte.

Die Geschichte der Sammlung

Das Museum im Palais Christians VIII. auf Schloss Amalienborg ist eine neuere Ergänzung zu den königlich dänischen Sammlungen auf Schloss Rosenborg, die in den 1660er Jahren von Frederik III. begründet wurden. Anfang des 19. Jahrhunderts entstand die Idee, Rosenborg der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und 1812 wurde das noch immer geltende Prinzip festgelegt, nach dem die historischen Interieurs den wechselnden Generationen der Königsfamilie chronologisch folgen sollen. 1833 wurde die Chronologische Sammlung der Dänischen Könige gegründet und 1838 konnte Rosenborg für Publikum geöffnet werden. Damit wurde ein Rundgang durch das Schloss zu einer Zeitreise durch die dänische Geschichte von Christian IV. bis in die damalige Gegenwart, denn bei der Eröffnung war bereits ein Raum für Frederik VI. eingerichtet, der erst im Jahr darauf starb. 1868 wurde ein Raum Frederik VII. gewidmet, der fünf Jahre zuvor verstorben war, und auch Christian IX. erhielt 1910 einen Raum auf Rosenborg. Damit war der begrenzte Platz im Schloss nun bis auf den letzten Quadratmeter ausgenutzt. Wollte man der Sammlung spätere Könige hinzufügen, musste dies an einem Ort geschehen. Da bot sich zunächst einmal das Palais Christians IX. auf Schloss Amalienborg als Möglichkeit an, denn das Palais war seit dem Tod Christians IX. 1906 nahezu unverändert. In den 1950er Jahren ergriffen König Frederik IX. und Königin Ingrid die Initiative, das Arbeitszimmer Christians IX. und das Wohnzimmer von Königin Louise zu erhalten. Außerdem sorgte man dafür, das Interieur des Arbeitszimmers Christians X. im Palais Christians VIII. zu bewahren, das nach dem Tod von Königin Alexandrine 1952 verpackt worden war. 1965 schuf Frederik IX. durch eine königliche Resolution die juristische Grundlage zur Einrichtung einer Abteilung der Chronologischen Sammlung der Dänischen Könige auf Amalienborg. Damit konnte 1977 im Erdgeschoss des Palais Christians IX. ein Museum über die Glücksburger Linie des Königshauses eröffnet werden, das jedoch bereits 1982 wieder schloss, da es sich in der Praxis als unzweckmäßig herausstellte, im Residenzpalais des Regentenpaares ein Museum zu betreiben. Nach einer umfassenden Restaurierung des Palais Christians VIII. bot sich die Möglichkeit, das Museum im Erdgeschoss dieses Palais einzurichten, was eine Verdopplung der früheren Ausstellungsfläche bedeutete. 1994 wurde hier ein Museum wiedereröffnet, das der ursprünglichen Idee treu geblieben war – der Ausstellung historischer Interieurs, die den königlichen Generationen folgen. Bei der Eröffnung verfügte man über das Arbeitszimmer Christians IX., das Wohnzimmer von Königin Louise, das Arbeitszimmer Christians X. sowie das Speisezimmer von Christian X. und Königin Alexandrine. Die größere Ausstellungsfläche bot zudem die Möglichkeit, das Arbeitszimmer Frederiks VIII. zu rekonstruieren, außerdem konnte man über mehrere Räume verfügen, die heute als Gartensaal, Gewandraum und Goldkäfig bekannt sind. In den 1990er Jahren wurde dem Museum das Interieur des Arbeitszimmers von Frederik IX. übertragen, so wie es beim Tod des Königs 1972 ausgesehen hatte. Der Raum wurde anlässlich des 100. Geburtstags des Königs am 11. März 1999 für Publikum eröffnet. Seit der Eröffnung arrangiert das Museum Führungen durch die Beletage des Palais, wo man die prächtigen klassizistischen Interieurs von Nicolai Abildgaard bewundern kann, die er im Auftrag von Erbprinz Frederik nach der königlichen Übernahme von Amalienborg 1794 schuf. Seit Juli 2013 ist die Beletage jeden Samstag für die Besucher des Museums frei zugänglich.