Beletage

Die Gotische Bibliothek

Die Gotische Bibliothek wurde 1852 für die Königinwitwe Caroline Amalie eingerichtet, wenige Jahre nach dem Tod Christians VIII. Architekt war Chr. V. Nielsen, während Tischlermeister P.L. Wolff und Bildschnitzer H.V. Brinkopff die Möbel anfertigten. Die Bibliothek gilt als einziger konsequent gestalteter neugotischer Raum in Dänemark, wo sich der Stil nie so durchsetzen konnte wie in den umliegenden Ländern.

Die belesene Königinwitwe empfing hier zahlreiche prominente Persönlichkeiten aus dem kulturellen Leben des 19. Jahrhunderts, und von mehreren wurden Büsten in der Bibliothek aufgestellt. Es gibt jedoch keine Büste von Hans Christian Andersen, der die Königinwitwe ansonsten häufig besuchte und sie mit Vorlesen oder Scherenschnitten unterhielt. Es befinden sich ca. 1.600 Bücher in der Bibliothek, hauptsächlich Belletristik aus dem 19. Jahrhundert.

Die Königinwitwe Caroline Amalie vermachte die Bibliothek dem Staat mit der Auflage, dass sie nicht auseinandergerissen werden durfte und dass Bücher und Interieur eine Einheit bleiben sollten.

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Beziehungen

Gedichte von Hans Christian Andersen

Die Bibliothek der Königinwitwe Caroline Amalie umfasst einige Akzidenzdrucke und Originalgedichte u. a. von mehreren zeitgenössischen Dichtern wie Hans Christian Andersen, Carsten Hauch, Adam Oehlenschläger, H.P. Holst und B.S. Ingemann. Von Hans Christian Andersen sind (als Kopie) drei von vier Seiten zu sehen, die der Dichter am 31. August und 2. September 1844 im Rahmen seines Aufenthaltes auf der Insel Föhr signierte, wo er herzlich empfangener Gast von König Christian VIII. und Königin Caroline Amalie war. Die Aufmerksamkeit des Königspaares anlässlich des 25. Jahrestages der Ankunft des armen Jungen aus Odense in Kopenhagen machte den Besuch zu einem Höhepunkt im Leben des Dichters. Die fünf Gedichte wurden angeblich vor Ort improvisiert und als Geschenk für Caroline Amalie niedergeschrieben. Das erste Gedicht mit Angabe der Melodie „Hr. Peder kasted Runer over Spange“ wurde niemals gedruckt. Die Gedichte an die beiden Prinzessinnen von Augustenburg sind in Kai H. Thieles „Empfindsame Reise: Die Fahrt des Dichters Hans Christian Andersen zur königlichen Sommerresidenz in Wyk auf Föhr im Sommer 1844“ wiedergegeben. Das Gedicht über die Heimreise von Oland, das vom Ausflug an Bord des königlichen Dampfschiffes „Kiel“ am 31. August 1844 auf eine Hallig handelt, ist in Andersens Tagebüchern zu finden (Andersens Dagbøger II, 1836-1844 (Kopenhagen 1973), S. 428). Das letzte Gedicht, „Bøn“ (Gebet) erschien bereits zu seinen Lebzeiten.